Für einen pragmatischen Umgang mit Leuchtpetarden

4. Juni 2012

Die Debatte um Leuchtpetarden und Pyrotechnik dauert nun schon seit Jahren an, die Fronten sind verhärtet. Ein neuer Vorschlag aus Zürich könnte wieder Bewegung in die Debatte bringen.

Basel, 16. Mai 2012. Es ist 2:30 Uhr, die Cupfinal-Sieger des FC Basel betreten spätnachts den Balkon des Stadtcasinos, Benjamin Huggel ruft begeistert ins Mikrofon: «Dr Barfi brennt!», die Menge jubelt. Wenn der Barfüsserplatz von Pyros erleuchtet in rotes Licht getaucht wird, steigt die Stimmung unter den Fussballfans und die Bilder verbreiten sich über die Nachrichten in der ganzen Schweiz. Käme es jemandem ernsthaft in den Sinn, den Platz durch die Polizei abriegeln und die Petardenzünder aus der Menge holen zu lassen?

Eine prüfenswerte Zürcher Idee

Deutlich kritischer sind die Stimmen beim Zünden von Leuchtpetarden im Stadion. Laut ertönt der Ruf nach mehr Repression, verbunden mit dem Unverständnis, dass es den Behörden nicht gelingt, die Petardensünder in der Menge ausfindig zu machen und zu bestrafen. Aber: führt das zu mehr Sicherheit im Stadion? Wie Medienberichten zu entnehmen ist, prüfen die Verantwortlichen in Zürich, das Abbrennen von Petarden unter kontrollierten Bedingungen zu erlauben. Ein Ansatz, der Leuchtpetarden nicht mehr mit Gewalt gleichsetzt, sondern eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung sucht.

Andere Länder machen es vor

Die Idee ist nicht neu: Im alten Joggeli war das kontrollierte Petardenzünden vor Spielbeginn fester Bestandteil der Choreografie. In Norwegen ist das bewilligte Abbrennen unter kontrollierten Bedingungen bewährte Praxis. Und auch in Österreich werden seit einigen Monaten Erfahrungen mit Ausnahmebewilligungen für Pyros im Stadion gesammelt. Beide Länder berichten von tieferen Sicherheitskosten, mehr Sicherheit für die Zuschauer und einer Entspannung des Verhältnisses zwischen Behörden und Fans.

Mehr Sicherheit für die Zuschauer

Um eines klar zu stellen: die Sicherheit der Zuschauer geht vor. Eine brennende Petarde in die Zuschauermenge zu werfen, wie dies im Oktober 2011 im Zürcher Letzigrund geschah, ist inakzeptabel und hart zu bestrafen. Wir sollten aber nicht den Fehler machen, Leuchtpetarden als solche zu verteufeln und Pyros pauschal als Gewalterscheinung zu betrachten.

Ein pragmatischer Umgang mit kontrolliertem Abbrennen würde die Sicherheit für alle Beteiligten erhöhen. Es wäre daher sehr erfreulich, wenn auch die Basler Behörden das Abbrennen von Leuchtpetarden im Stadion unter kontrollierten Bedingungen prüfen würden.

Artikel erschienen im Basler Freisinn Nr. 3/2012 vom 1. Juni 2012.

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    Luca Urgese
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