Die Äusserungen von Aleksander Berentsen haben mich amüsiert, aber vielmehr auch zu denken gegeben. Dass ein Wirtschaftsprofessor Banker mit Bankräubern vergleicht, ist aus meiner Sicht nicht sehr differenziert.
Die Äusserungen zur Minder-Initiative – die nota bene sämtliche börsenkotierten Unternehmen betrifft, und nicht nur die Banken – sind sehr irreführend. Berentsen schreibt wörtlich: „Diese (die Abzockerinitiative) fordert im Wesentlichen, dass die Aktionäre bei der Vergütung der Manager ein Wort mitzureden haben“. Mit der Initiative schreibt der Staat den Aktionären vor, über was sie zu befinden und abzustimmen haben. Der Gegenvorschlag des Parlaments will ihnen diese Entscheidung jedoch überlassen: Aktionäre können selbst entscheiden, ob sie über die Saläre der Geschäftsleitung abstimmen wollen oder nicht. Der Gegenvorschlag stärkt die Aktionärsrechte also viel mehr, als es die Volksinitiative tut. Zudem bringt die Initiative grosse Probleme für unsere Pensionskassen. Sie können dem Stimmzwang kaum nachkommen, da sie zu viele Traktanden vorbereiten müssten und die Interessen ihrer Versicherten höchst unterschiedlich sind.
Ein Bankräuber wirft Nebelpetarden, um in der entstehenden Hektik unbemerkt den Safe ausräumen zu können. Dasselbe tut auch diese Initiative, indem sie zwar laut „Abzocker“ schreit, in Wirklichkeit aber Arbeitsplätze gefährdet und die Aktionärsrechte mit Zwangsmassnahmen aushebelt.
Leserbrief erschienen in der Basler Zeitung vom 20. Juli 2012.