«Was heisst schon bürgerlich?», fragt Patrick Marcolli in seinem Wochenkommentar. Er skizziert dabei eine historische Trennlinie zwischen «Bourgeoisie» und Arbeiterklasse, die sich heute längst überholt habe. Und er hat recht damit. Denn der Begriff «bürgerlich» kann heute eigentlich nur noch als Sammelbegriff für Parteien verstanden werden, die ebendiesem Bürgertum entsprungen sind. Politisch ist er beliebig geworden. Bis zu einem gewissen Grad ist dies der Verdienst der Bürgerlichen selbst, die es mit ihrer Politik im letzten Jahrhundert geschafft haben, breite Bevölkerungskreise am bürgerlichen Wohlstand teilhaben zu lassen. Durch eine liberale Wirtschafts- und Sozialpolitik, die im richtigen Moment Konzessionen an die Sozialpartner gemacht hat. Man denke nur an die Entstehungsgeschichte der AHV, wo Arbeitnehmerverbände, SP und FDP zusammenfanden und der freisinnige Bundespräsident Walther Stampfli 1944 die Einführung der AHV verkündete.
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